Mobilität

 

 

Arbeitswege sind zu teuer  

- nur 26 Prozent der PendlerInnen empfinden ihren Kostenaufwand als angemessen. 

 

 

Diese Ergebnisse liefern die mehr als 750 Wiener EinpendlerInnen, welche zwischen November 2008 und Jänner 2009 an der AK-Umfrage teilgenommen haben. Befragt wurden Pkw- und BahnpendlerInnen über alle Einkommensschichten.

 

 

 
 

Da bei der Beurteilung von Kosten auch der der soziale Konsens mit Bezugspersonen einfließt (z.B. werden auf die Frage ob jemand mehr verdienen möchte, fast alle Personen mit „ja“ antworten) wurde zusätzlich erhoben, wie hoch die aktuellen Kosten sind und welche Kosten als angemessen empfunden werden. Ebenfalls berücksichtigt wurde die Tendenz, Handlungen zu setzen, um Wegekosten zu senken.

 

In Anbetracht der mutmaßlichen Unzufriedenheit mit den Kosten, aufgrund der Beurteilung der Wegekosten, ergaben sich einige höchst überraschende Ergebnisse.

 
 

 

 

Die mittleren Ausgaben für den Arbeitsweg sind nicht vom Einkommen abhängig:

 

 

 

 

In der vorliegenden Untersuchung konnte kein linearer Zusammenhang zwischen dem aktuellen Einkommen und den Wegekosten gefunden werden. Einerseits ist somit der Kostenaufwand in den Arbeitsweg nicht als Investition in das Einkommen zu beurteilen (z.B. weitere Fahrten d.h. höhere Ausgaben, um in einem besser bezahlten Job ein höheres Einkommen zu erzielen), andererseits bedeutet dies auch, dass Personen mit hohem Einkommen nicht automatisch mehr Geld für den Arbeitsweg ausgeben, wie die Abbildung verdeutlicht. Aus sozialpolitischer Sicht ist bedenklich, dass ArbeitnehmerInnen mit geringeren Einkommen im Durchschnitt gleich viel für den Arbeitsweg ausgeben müssen, wie ihre besserverdienenden KollegInnen.

 

   
 

 

Die Höhe der angemessen Wegekosten hängt nicht vom Einkommen ab:

 

 

 

Sehr überraschend ist, dass die Höhe des Einkommens nicht mit den als angemessen genannten Ausgaben zusammenhängt. Es ist also nicht der Fall, dass Personen mit höherem Einkommen auch automatisch höhere Kosten zu tragen bereit sind. Umgekehrt lässt sich ebenfalls feststellen, dass Personen mit geringem Einkommen nicht zwangsläufig verlangen, geringere Wegekosten zu bezahlen. Wie in der Untersuchung gezeigt werden konnte, hängen die als angemessen genannten Wegekosten eher von der Art des überwiegend verwendeten Verkehrsmittels ab.

   
 

 

 

Nur 35 Prozent versuchen aktiv ihre Wegekosten zu senken - warum so wenige?

 

 

Die PendlerInnenbefragung zeigt also einerseits sehr deutlich eine grundsätzliche Unzufriedenheit mit den Wegekosten und andererseits auch eine große Differenz zwischen den aktuellen Wegekosten und den als angemessen genannten Ausgaben, dennoch geben nur rund 35 Prozent der PendlerInnen an, aktiv nach Möglichkeiten zu suchen, diese Ausgaben zu verringern – Warum?

Karin Haid (2004) weist im Zusammenhang auf Motive der Verkehrsmittelwahl darauf hin, dass Verhaltensänderungen  zu umweltbewussterem Handeln am ehesten in solchen Situationen einsetzen, in denen die Verhaltensänderungen nicht zu groß bzw. nicht zu unbequem sind. 

 
 

Haid verdeutlicht darüber hinaus, dass eine alleinige Verbesserung  des Qualitätsangebotes nicht ausreicht, um eine vermehrte Nutzung des ÖV zu initiieren, sondern vielfach wirkungslos ist. Als Ursachen nennt sie beispielsweise, dass bei der Zielgruppe meist Kenntnisdefizite  über das neue Angebot bestehen oder etwa, dass das Verständnis für die individuelle und gesamtgesellschaftliche Vorteilhaftigkeit der Angebotnutzung nicht ausreichend gegeben ist. Ein diesen Hürden entgegenwirkendes Maßnahmenbündel, unter dem Begriff „Soft Policies “ subsummiert, umfasst unter anderem Mobilitätsberatung  und Mobilitätsinformation.

Ein anderer Effekt, der insbesondere auf die Pkw-Besitzer zuzutreffen scheint, ist der Sunk-Costs-Effekt, eine Ursache welche den Umstieg auf den günstigeren ÖV erschwert.

Des weiteren ist natürlich denkbar, dass anders als im freien Markt (etwa bei Telekommunikation) keine wirkliche Wahlfreiheit besteht – viele Regionen sind ohne Pkw nicht oder nur ungenügend erreichbar, andere wiederum haben zu geringe Einkommen um einen eigenen Pkw finanzieren zu können…

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Copyright – Perescon.Info - Mag. Thomas Hader

Veröffentlichung der Studienergebnisse mit freundlicher Genehmigung der AK-Wien

 

 


 

Literaturhinweise:

Haid, K. (2004). Werbung für Bus, Bahn und Bim - Soft Policies für eine Veränderung der Verkehrsmittelwahl zugunsten des umweltfreundlichen Öffentlichen Personnenahverkehrs. Wien: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien.  

zu beziehen über die Ak Wien:

Studien > Verkehr > Werbung für Bus, Bahn und Bim - Soft Policies für eine Veränderung der Verkehrsmittelwahl zugunsten des umweltfreundlichen Öffentlichen Personnenahverkehrs.

   

Hader, T. (2009). Regionale Arbeitsweg-Barrieren in der Ostregion: Auswertung der Online-Umfrage. Wien: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien.  

zu beziehen über die Ak Wien:

Studien > Verkehr > Regionale Arbeitsweg-Barrieren in der Ostregion: Auswertung der Online-Umfrage

 

Hader, T. (2009). Regionale Arbeitsweg-Barrieren in der Ostregion: Geschlechtsspezifische und soziale Hindernisse; Auswertungen der Online-Umfrage "PendlerIn am Wort"- Teil 2. Wien: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien.  

zu beziehen über die Ak Wien:

Studien > Verkehr > Regionale Arbeitsweg-Barrieren in der Ostregion: Geschlechtsspezifische und soziale Hindernisse

 

 

   
       
       
 

Aktualisiert am 17.3.2010

   

 

 

 

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