Mobilität 

 

 

Überfordert durch den Arbeitsweg? 

 

Was Stress und Ärger am Weg zur Arbeit bewirken können.

 

Die gleichnamige Publikation gibt einen Einblick in die Belastungsdimensionen des Pendleralltags und zeigt auch die mit unterschiedlichen Anfahrtswegen verbundenen Auswirkungen auf die Befindlichkeit und das Beanspruchungsniveau der Berufspendler im Osten Österreichs.

Als Grundlage zur Erforschung des arbeitsbezogenen Pendelns dienten drei Untersuchungen aus den Jahren 1999, 2001 und 2003, wobei letztere gezielt auf etablierte psychologische Verfahren zurückgriff, um aktuelle Stimmungsaspekte erfassen und auch mittelfristige Beanspruchungsfolgen erheben zu können.

Die häufig postulierten, und in einigen internationalen Studien nachgewiesenen negativen Folgen von langen Anfahrtszeiten konnten in den vorhandenen Befragungen ebenfalls gefunden werden. Insbesondere Wegzeiten von mehr als 80 Minuten stellten sich dabei als besonders Nachteilig für die Pendler heraus. Nicht nur, dass ihre morgendliche Verfassung (also zu Arbeitsbeginn) durch eine Häufung von negativen Befindlichkeitsmerkmalen gekennzeichnet ist, sind Pendler mit langen Anfahrtszeiten auch abends weitaus schlechter gestimmt, als ihre Arbeitskollegen mit kürzerem Zeitaufwand. Erschwerend kommt für die Fernpendler noch die Tatsache hinzu, dass neben diesen kurzfristig auftretenden Befindlichkeitsbeeinträchtigungen auch mittelfristige negative Beanspruchungsfolgen nachweisbar sind.

Neben dem Faktor Zeit konnten weitere Belastungsfaktoren identifiziert werden, die insbesondere für die Verkehrsplanung Relevanz haben.

Das vorhandene Datenmaterial weist durchgängig darauf hin, dass der Wahl des (zeitmäßig) überwiegend verwendeten Verkehrsmittels eine überaus wichtige Bedeutung im Belastungserleben der Arbeitspendler zukommt. Insgesamt stellt die Anreise mit Bahn, S-Bahn und Regionalbus anscheinend derart hohe Anforderungen an die Arbeitnehmer, dass diese weitaus negativer gestimmt den Arbeitstag beginnen, als ihre Arbeitskollegen, die mit anderen Verkehrsmitteln anreisen. Nutzer von Bahn, S-Bahn und Regionalbus verlassen ihren Arbeitsplatz abends auch negativer gestimmt und sind in vielen Bereichen nachweisbar stärker beansprucht, als Nutzer anderer Verkehrsmittel.

Eigenheiten, die eng mit dem überwiegend verwendeten Verkehrsmittel verknüpft sind, sind die Anzahl der insgesamt für den Arbeitsweg in Anspruch genommenen Verkehrsmittel und die Umsteigehäufigkeit. Beide stellten sich in den durchgeführten Analysen als Indikatoren für fahrtbezogene Beschwerden wie Stress, Ärger und Beschwerlichkeit heraus.

Tiefergehende Untersuchungen verdeutlichten, dass die Auswirkungen der als relevant erachteten Pendlerdimensionen (Zeitaufwand, überwiegend verwendetes Verkehrsmittel, Verkehrsmittelanzahl, bzw. Umsteigehäufigkeit) nicht als einfaches Reiz-Reaktionsprinzip interpretiert werden können.

Einerseits treten die angegebene Faktoren nicht unabhängig voneinander auf und andererseits zeigt sich, wie in vielen Aspekten des Beanspruchungserlebens, dass nicht nur das Auftreten eines einzelnen Faktors bedeutsam ist sondern, dass auch die Wechselwirkungen bzw. das gemeinsame Auftreten von mehreren Faktoren wesentlich für die Beanspruchungsfolgen sind.[1]

Die Untersuchung des Arbeitsweges umfasste in weiterer Folge die Analyse der wegbezogenen Probleme, wie Stau, Verspätungen und ähnliches, sowie die vergleichende Überprüfung, welche Verbesserungsmaßnahmen  innerhalb der einzelnen Pendlergruppen als sinnvoll erachtet werden.

In der genannten Publikation konnten einerseits die Ergebnisse vorhandener Studien verifiziert werden und andererseits auch Dimensionen und Zusammenhänge entdeckt werden, die bislang kaum Beachtung gefunden haben.

 

Die Pendlerbefragungen 2001 und 2003 zeigen demnach übereinstimmend, dass Pendler mit einem Zeitaufwand von mehr als 80 Minuten pro Wegstrecke, auffällig stark beansprucht sind. Vergleiche innerhalb der einzelnen Verkehrsmittelgruppen weisen ebenfalls darauf hin, dass mit einer Zunahme des Zeitaufwandes die fahrtbezogenen Beschwerden steigen.

Bahn, S-Bahn und Regionalbus-Pendler sind in beiden Studien stärker beansprucht, als Nutzer anderer Verkehrsmittel. Ein Umstand, der zum Teil auf den auffallend hohen Zeitaufwand dieser Pendlergruppe zurückzuführen ist. Jene Arbeitspendler, die ihren Anfahrtsweg überwiegend mit der U-Bahn, Straßenbahn oder dem Bus in Wien zurücklegen, haben durchwegs das geringste Beanspruchungsniveau.

Mit der Verwendung mehrerer Verkehrsmittel geht, weitgehend unabhängig vom überwiegend verwendeten Verkehrsmittel, eine Zunahme der Beanspruchung einher.  Ähnlich wie bei der Analyse der überwiegend verwendeten Verkehrsmittel  zeigt sich auch hierbei der moderierend wirkende Einfluss des Zeitaufwandes.

 



[1] Anmerkung: Beispielsweise ist das nicht angegurtet sein für sich, kein Gesundheitsrisiko, dies wird es erst, wenn ein weiteres Ereignis wie eine Vollbremsung, oder eine Kollision, auftritt

 

 

 

Literaturhinweis:

Hader, T. (2006). Überfordert durch den Arbeitsweg? : Was Stress und Ärger am Weg zur Arbeit bewirken können. Wien: AK-Wien, Abteilung für Umwelt und Verkehr. Eigenverlag.

 

 

Der Bezug der Publikation ist über die AK-Wien möglich:

http://wien.arbeiterkammer.at/online/page.php?P=68&IP=26535&AD=0&REFP=890

 

 

          

   

 

 

 

  Aktualisiert am 22.4.2009

 

 

 

 

 

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