Mobilität - berufsbedingtes Pendeln

 

Arbeitspendler und Befindlichkeiten - Eine empirische Untersuchung zu den Beanspruchungsfolgen durch den täglichen Weg zur Arbeit

 

Wenn man die Forschung zum Thema Arbeitsqualität und Arbeitszufriedenheit betrachtet erkennt man, dass es noch viele offene Fragen gibt, selbst wenn man sich nur auf den Arbeitsplatz und die direkte Arbeitsumgebung bezieht. Dennoch ist es dem Autor ein Anliegen, an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass das Konzept der Arbeitszufriedenheit bzw. Arbeitsqualität  und die Ziele der Forschung schon auf einer viel breiteren Basis beginnen sollten. Aus Sicht der Lerntheorie werden die Einstellungen zur Arbeit durch alle Erfahrungen, die mit der eigenen Arbeit verknüpft sind, verursacht und Herzberg weist darauf hin, dass auch die Arbeitsumgebung wesentlichen Einfluss auf die Motivation und   Arbeitszufriedenheit hat. Vermutet werden kann, dass ähnliches für Belastung gilt, etwa dem Ansatz der kumulativen Wirkung von Stress folgend. Aufbauend auf diesen Überlegungen erscheint es deshalb mehr als nur notwendig, auch den Aspekt des täglichen Anfahrtsweges zum Arbeitsplatz in die Erforschung der Arbeitszufriedenheit und vor allem der Arbeitsbelastung mit einzubeziehen, insbesondere, wenn man bedenkt, dass die Notwendigkeit des Pendelns, beispielsweise in Niederösterreich, ca. 46 % der wohnhaft Beschäftigten betrifft (Kronister 2005).

 

Mit einer Stichprobengröße von 340 Befragten hat die Diplomarbeit aus dem Jahr 2003 keinen repräsentativen Charakter, allerdings stützt sie sich auf etablierte Fragebogenverfahren zur Erfassung von kurz- und mittelfristigen Beanspruchungsfolgen,  zudem wurden die Pendler zu zwei Zeitpunkten befragt . Um Aufschlüsse über die aktuelle Befindlichkeit zu erhalten, wurden die Befragten morgens und abends gebeten, die "Eigenschaftswörterliste" nach Janke & Debus (1978) auszufüllen. Um das Beanspruchungsniveau der befragten Personen ermitteln zu können, wurde ihnen am Morgen zusätzlich der "Erholungs- Belastung-Fragebogen" nach Kallus (1995) vorgegeben.

 

 

Ergebnisse im Überblick

 

 

Wegstrecke

 

Kurze (unter 20 Kilometer) vs. lange (über 60 Kilometer) Wegstrecken:

 

Personen, die kurze Strecken zurücklegen berichten häufiger über soziale Spannungen, als jene die einen langen Anfahrtsweg haben.

 

Personen, die weite Strecken zurücklegen sind selbstsicherer als jene, die nur kurze Strecken zum Arbeitsplatz haben.

 

Pkw-Fahrer die weite Strecken zurück legen, sind morgens selbstsicherer als Pkw- Fahrer, die nur eine kurze Strecke zur Arbeit zurück legen müssen.

 

 

Wegstrecken und Verkehrsmittel:

Bei Wegstrecken von mehr als 40 Kilometern, berichten Personen, die öffentliche Verkehrsmittel benutzen, häufiger über körperliche Beschwerden sowie über Übermüdung und Zeitdruck, als Personen, die mit dem privaten Fahrzeug fahren.

Des weiteren sind Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel morgens (vor Arbeitsantritt) desaktivierter, müder, benommener, empfindlicher, ängstlicher, deprimierter und verträumter als Personen, die mit dem privaten Fahrzeug die gleiche Entfernung zurück legen.

 

Bei Wegstrecken von unter 20 Kilometern wurden keine derartigen Unterschiede gefunden.

 

 

Zeitaufwand:

 

Vergleich kurze (20 Minuten) vs. lange (über 90 Minuten) Anfahrtszeiten:

 

Personen, mit einem Zeitaufwand von über 90 Minuten für den Weg zur Arbeit, leiden häufiger unter Übermüdung und Zeitdruck, als Personen mit einem geringen Zeitaufwand.

 

Personen mit langen Anfahrtszeiten sind in der Früh  auch desaktivierter, müder und deprimierter als Personen mit kurzen Anfahrtszeiten.

 

 

Zeitaufwand und Verkehrsmittel:

 

Bei einem Zeitaufwand von mehr als 45 Minuten, sind die Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel signifikant unkonzentrierter und energieloser, sie klagen auch häufiger über körperliche Beschwerden, als Personen die mit dem eigenen Pkw zur Arbeit fahren. Morgens (vor Arbeitsantritt) sind die Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel desaktivierter, benommener, ängstlicher, deprimierter und verträumter als ihre Kollegen, die mit dem Privatfahrzeug zur Arbeit kommen.

 

Bei Wegzeiten von weniger als 45 Minuten sind die Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel gegenüber den Pkw Fahrern nicht so sehr benachteiligt, sie leiden lediglich eher unter sozialen Spannung, als ihre Kollegen.

 

Im Hinblick auf die morgendliche Stimmung konnten bei kurzen Wegzeiten keine signifikanten Unterschiede zwischen Pkw-Fahrern und den Nutzern öffentlicher Verkehrsmittel gefunden werden.

 

 

 

 

Der Vergleich öffentlicher Verkehrsmittel:

 

öffentliche Fernverkehrsmittel = Bahn, Schnellbahn und Regionalbus

öffentliche innerstädtische Verkehrsmittel = U-Bahn und Tram/Bus in Wien

 

Benutzer öffentlicher Fernverkehrsmittel sind morgens desaktivierter, benommener, ängstlicher, deprimierter und verträumter als Benutzer innerstädtischer Verkehrsmittel.

 

 

 

Beanspruchung und Alter

 

Vergleiche des Beanspruchungsniveaus zwischen jüngeren Arbeitern (20-34Jahre) und einer älteren Vergleichsgruppe (50-64Jahre).:

 

Hoher Zeitaufwand:

 

Bei einem Zeitaufwand von mehr als 45 Minuten für eine Wegstrecke, ist die emotionale Belastung, für ältere Arbeiter signifikant höher als für jüngere.

 

 

 

 

 

 

Literaturhinweis:

Hader, T. (2005) Arbeitspendler und Befindlichkeiten- Eine empirische Untersuchung zu den Beanspruchungsfolgen durch den täglichen Weg zur Arbeit. Wien: Diplomarbeit

 

 

 

  

          

   

 

 

 

 

 

  Aktualisiert am 22.4.2009

 

 

 

 

 

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  2009